Kein Spaß, kein Witz – der helle Wahnsinn!

Schlagwort-Archive: Weihnachten

Es gibt Leute, die nehmen ihre Auszeit gerne in Ruhe, in Bedachtsamkeit, in Zerstreuung, in Besinnlichkeit, im Sport, auf Partys oder auch den ganzen Tag im Bett. Alles was ich will, ist in meiner Freizeit die Ruhe zu genießen. Das von der Welt zu hören, was sonst im Verborgenen schweigt… Schön. Aber, und als Deutscher sagt man sehr oft „aber“, leider, und das sagen alle, hat man selten seine Ruhe.

Da mir meine Jacke gerade wieder vom Türhaken gefallen war, erschrack ich erstmal, als die unbekannte Türklingel schellte. Es war in meiner ersten Woche hier im Irrenhaus und ich wollte eigentlich ja endlich meine Auszeit genießen.

„Hi, ich bin die Manuela, ich hab gehört, du bist neu eingezogen, wie heißt du“, gefolgt von einem breiten Lächeln und einem tiefen Augenaufschlag. Wiederum gefolgt von einem noch tiefererererrren Atemgeräusch. Vier Augen grinsten mich an und befahlen mir „los, sag was!“. Und ich sprach wie Odysseus persönlich, um dieser Sirene zu widerstehen. Also begannen wir ein nettes Gespräch über meinen Namen, was ich so mache, wie’s mir gefällt und ziemlich beiläufig, ob ich noch solo wäre. Aber die Katze wollte nur spielen, denn ihren Freund findet sie noch immer unschlagbar süß. Super netter Typ! Auf Anhieb sympathisch. Und er auch. Nicht nur dass Manuela aufrichtig treu war, sie war die Verfechterin der Treue zu jeder Zeit, in jeder Verfassung und gegenüber absolut jedermann. Außerdem arbeitete sie auch in einem Büro, so wie ich. Ihre Haare waren gefärbt, ich weiß nicht mehr ob Mahagoni oder Dunkelrot oder was. Was sie am liebsten hat, in diesem Haus und was eben auch nicht so. Und ganz wichtig: „Hier alle Mädels auf dem Stockwerk und alle Mädels im zweiten Stockwerk, Geschoss, sind tabu. Die gehören zur Familie. Aber alle anderen kannst du dir ja mal anschauen.“. Dabei wollte ich doch eigentlich meinen Feierabend in Ruhe genießen…

Nachdem mich Manuela noch mindestens drei Mal herzlichst willkommen hieß, verschwand sie wieder in ihre Wohnung. Noch heute hängt sie jedem, der im ersten oder zweiten Stock wohnt, etwas an die Tür, wenn Weihnachten, Ostern oder der Nikolaus vor dieser stehen. So ist sie, unsere Manuela. Herzensgut und rein… Bis man ihr Musik gibt. Dann wird sie zum Tiger. Und zu ihrem Geburtstag gab es Musik. Und unmengen Alkohol. Die ganze Party-Belegschaft im Irrenhaus war randvoll ausgelassen. Bereits zur Begrüßung musste jeder Gast ein Glas Schnapps mit Manuela trinken. Zwischendurch ging sie tanzend und tratschend durch die Menge und schüttete jedem noch ein zwei Schlücke nach. Dann schrie sie „hebt die Gläßer, äh, Becher! Juhuuu!“. Wir sangen, schwangen die Hüften und feierten die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden. Ich lernte Russinen, Kroatinen, Deutsche, Chinesinen und meinen übelsten Kater kennen, den ich seit langem hatte. Ich kürze hier deshalb ab, weil sich nicht mehr in meiner Erinnerung an diesen Abend befindet. Außer dass es eine sehr gute Party war, die noch lange Zeit als legendär in Erinnerung bleiben wird und den Anfang vieler wilder Partys im Irrenhaus machte. Leider aber eben auch das Ende meiner ruhigen Feierabende…

Jetzt muss ich aber wieder ins Bett.